29. Januar 2018
„Ballstars“: Waldau Erfolgsgeschichte
Zweieinhalb Jahre nach dem Startschuss sind die „ballstars“ in der nordhessischen Region nicht nur angekommen, etabliert und kontinuierlich gewachsen, sondern im Sinne des gesteckten eigenen Anspruches inzwischen auch überaus erfolgreich. Das vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Kassel unter Federführung von Prof. Dr. Volker Scheid und Dr. Andreas Albert gestartete und durch Philip Julius als Projektleiter betreute Projekt bringt viele Kinder über den normalen Sportunterricht an der Schule hinaus in Kontakt mit den populären Mannschafts-Ballsportarten. Als Kooperationspartner unterstützt die MT Melsungen gemeinsam mit wingas und der BKK Wirtschaft und Finanzen diese Arbeit bereits von Beginn an.
Eine ganz besondere Erfolgsgeschichte schreiben die Bemühungen der Projektverantwortlichen aktuell an der Grundschule Kassel-Waldau, eine der derzeit zwölf Kooperationsschulen. Dort konnten nach nicht einmal eineinhalb Jahren der Zusammenarbeit nicht weniger als acht Kinder für weitergehendes sportliches Engagement im TuSpo Waldau gewonnen werden, zwei weitere sind im Gespräch und werden aller Voraussicht nach die Bilanz weiter verbessern.
Als Angelina Walz wusste, dass sie als Lehrerin an die Grundschule des Kasseler Stadtteils wechseln würde, in dem sie seit zehn Jahren schon Jugendwartin im ortsansässigen Sportverein war, nahm sie bereits vorab Kontakt zu Philip Julius auf. Beim jährlichen ‚Markt der Möglichkeiten‘ an ihrer neuen Arbeitsstätte wurde das Projekt in Form einer AG dann vorgestellt. „Da die Grundschule Waldau eine Ganztagsschule ist, ließ es sich prima in das Angebot für die Nachmittagszeit bis 14.30 Uhr integrieren. Die Resonanz war groß“, erinnert sich die Pädagogin gern an die Anfänge zurück.
Übernommen wurden die zwei so entstandenen Gruppen von Florian Heussner, der neben weiteren Sportstudierenden für die „ballstars“ als Übungsleiter ausgewählt wurde und eine entsprechende Ausbildung auf Grundlage des Kasseler Modells der integrativen Sportspielvermittlung absolviert hat. „Die Kinder bringen ja das Interesse am gemeinsamen Spiel schon mit. In Schulpausen wird genauso gespielt wie beim Treffen nach dem Unterricht. Wir wollen darüber hinaus die Lust anregen, das mit dem Ball zu tun, ohne dabei aber gezielt Talente zu entwickeln. Das können dafür die kooperierenden Vereine im Anschluss gezielter leisten“, stellt er den Leistungsgedanken innerhalb des Projektes dabei bewusst in den Hintergrund.
Für Angi Walz haben die Aktivitäten der „ballstars“ noch weiter gehende Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen, denn Kinder brauchen dazu Herausforderungen, auch in körperlicher Hinsicht. Das sportliche Engagement macht sie insgesamt ausgeglichener, ihr Gemeinschaftssinn wird gestärkt. Dinge, die der Lehrerin bei den Projektteilnehmern auch in deren alltäglichem Schulalltag positiv auffallen. Eine große Rolle nimmt auch der Integrationsgedanke ein. Das bezieht sich nicht nur auf die unterschiedliche Herkunft der Kinder, sondern auch auf soziale Aspekte wie wirtschaftliche Möglichkeiten der Familien. „Im Projekt sind alle gleich, da geht es nicht darum, wer sich was leisten kann. Und Verständigungsprobleme unter den Kindern gibt es im Sport sowieso nicht“, sagen Lehrerin und Student unisono.
Dass der Handball in Waldau bisher überproportional profitiert ist keine Überraschung. „Gerade die Jungen kommen mit dem Fußball ja schon eher in Kontakt. Da ist der Verein dann sowieso nicht weit. Anders bei den nicht ganz so populären Ballsportarten wie Hand- oder Basketball. Hier wird das individuelle Interesse manchmal durch unsere Angebote erst geweckt“, sagt Florian Heussner. Was nicht heißt, dass der Volkssport Nummer eins nicht auch seinen Teil abbekommen würde. „Für den ‚Jugend trainiert für Olympia‘-Wettbewerb im Fußball haben wir unsere zwei Schulmannschaften aber nicht zuletzt durch die „ballstars“ zusammenbekommen“, ergänzt Handballerin Walz den Fußballer Heussner.
Eine typische Situation für das Zusammenspiel, in dem sich die Partner die Bälle im übertragenden Sinne hin und her passen. Denn nicht nur die Vereine bekommen ihren Zulauf durch die „ballstars“. Deren Bemühungen um Teilnehmer profitieren nämlich von der Schule als Institution. „Wenn Eltern sehen, dass ein öffentlicher Bildungsträger hinter dem Angebot steht, schafft das sofort eine gewisse Vertrauensbasis und gibt der Sache einen seriösen Hintergrund“, weiß Angi Walz aus vielen Gesprächen, die sie mit Erziehungsberechtigten geführt hat. Eine perfekte Symbiose also, in der es am Ende nur Gewinner geben kann. Wie diese zehn jungen Sportler, die über die „ballstars“ nun ihren Lieblingssport entdeckt haben.
Foto: „Sieben der zehn Kinder, die über die „ballstars“ zum TuSpo Waldau fanden: Daniel, Bartosz, Cosmo, Daniela, Chizom, Marlon und Joah; dahinter Übungsleiter Florian Heussner und Lehrerin Angelina Walz. (Foto: WMK)“